Das Star Trek-Franchise hat in den letzten Jahren so einige Höhen und Tiefen durchgemacht, und Discovery war der große Neustart 2017. Geliebt für seine Charaktere, gehasst für seine eigenwillige Auslegung vom Kanon. Und genau aus diesem Chaos entspringt nun Star Trek Section 31 – ein Streaming-Film, der mehr nach generischem Sci-Fi-Actionstreifen als nach Star Trek aussieht. Allein das Logo verrät es schon: „Star Trek“ ist winzig, während „Section 31“ fette Dominanz ausstrahlt.
Michelle Yeohs fragwürdiges Comeback
Schon in Discovery stand Michelle Yeoh im Mittelpunkt, erst als Vorzeige-Starfleet-Kapitänin Phillipa Georgiou, die aber schnell aus dem Weg geräumt wurde, nur um in ihrer noch verrückteren Form zurückzukehren: als mörderische Imperatorin des Terranischen Imperiums. Eine Figur mit nahezu null sympathischen Eigenschaften – und doch soll sie nun der Mittelpunkt dieses Films sein? Klingt fragwürdig – ist es auch.
Section 31 setzt dort an, wo Discovery Georgiou zurückgelassen hat: in der 23. statt der 32. Jahrhundert-Timeline. Ihr neues Team besteht aus einem zusammengewürfelten Haufen fragwürdiger Gestalten: eine Deltanerin (erinnert an Ilia aus The Motion Picture), ein Chameloid (Shapeshifter wie in The Undiscovered Country), ein lachender Vulkanier oder Romulaner (die Typen mit den spitzen Ohren), ein kybernetisch aufgemotzter Söldner und – warum auch immer – Rachel Garrett, die später mal Captain der Enterprise-C wird.
Ein wirres Drehbuch ohne echten Trek-Kern
Trotz der scheinbaren Distanz zu Starfleet bringt der Film tonnenweise Franchise-Ballast mit. Georgious Backstory ist so überladen, dass ein schnelles Recap vorab kaum hilft. Die Handlung? Klassisches Discovery-Material: mal wieder steht das Schicksal der gesamten Galaxie auf dem Spiel, und nur unsere psychopathische Protagonistin kann es richten. Spannung? Eher nicht, denn wir wissen alle, dass das Universum in The Next Generation, Deep Space Nine und Voyager noch existiert. Prequels – braucht wirklich niemand.
Schauspieler tun ihr Bestes – aber reicht das?
Michelle Yeoh als Georgiou, Omari Hardwick als Alok, Kacey Rohl als Rachel Garrett, Sam Richardson als Quasi, Robert Kazinsky als Zeph, Sven Ruygrok als Fuzz und Humberly Gonzalez als Melle – sie alle geben sich Mühe mit einem Drehbuch, das nicht viel hergibt. Garretts Einbindung ergibt null Sinn, und ihre ständigen Anspielungen auf ihre Zukunft als Captain sind nicht mehr als Fan-Service. Noch fragwürdiger ist der seltsame Story-Arc um Fuzz, der scheinbar nur existiert, um am Ende entweder einen billigen Gag oder ein kontroverses Story-Element zu liefern.
Der Film schwankt zwischen Action-Thriller und seltsamen Comedy-Einlagen, bei denen die Gags oft auf die falsche Art gezwungen wirken. Besonders ein sich durchziehender Running Gag über eine falsch ausgesprochene Bezeichnung bringt spätestens nach dem dritten Mal nur noch genervtes Augenrollen.
Ein Film ohne Herz – und ohne Star Trek
Das größte Problem? Georgiou bleibt kalt und unnahbar. Ihre Geschichte ist voller Rückblenden, die uns zeigen, wie grausam sie ist, aber es gibt keinen wirklichen Grund, warum wir mit ihr mitfiebern sollten. Ich will nicht, dass sie gewinnt – ich will eigentlich nur, dass der Film schneller vorbei ist.
Als Star Trek-Film? Funktioniert er nicht. Section 31 setzt die unsägliche Discovery-Tradition fort, sich vom eigentlichen Geist des Franchise zu entfernen. Als generischer Sci-Fi-Film? Auch nicht wirklich. Es gibt Action, aber sie ist durchschnittlich. Es gibt Charaktere, aber sie sind leer. Die einzigen Highlights? Ein paar starke schauspielerische Momente und ein hervorragender Soundtrack, der dreist aber effektiv Klassiker wie das Klingon Theme aus The Motion Picture recycled.
Fazit: Nein, danke
Paramount, bitte nehmt euch ein Beispiel an Lower Decks oder Legacy. Star Trek lebt von Optimismus, von Menschen, die über sich hinauswachsen – nicht von düsteren Geheimagenten und zwielichtigen Söldnertruppen. Wenn ihr Trek-Fans seid, wartet lieber, bis Strange New Worlds Staffel 3 erscheint. Wenn ihr es nicht seid, gibt es keinen Grund, sich das anzutun.