Sancticide ist ein Third-Person-Actionspiel mit Roguelite-Elementen, entwickelt von Red Square Games und Sylen Studio. Das Spiel wurde am 12. Februar 2025 im Early Access auf Steam veröffentlicht und wirft uns direkt in eine düstere Welt, in der die biblische Apokalypse nicht nur eine Drohung, sondern bittere Realität ist.
Spieler schlüpfen in die Rolle von Ezechiel, einem Mitglied des sogenannten Sündensammler-Korps, der mit einer gehörigen Portion Schuldgefühlen durch eine von Verderben durchzogene Welt streift. Klingt nach einer lockeren Freizeitgestaltung für ein verregnetes Wochenende, oder. Doch die Frage ist, ob Sancticide tatsächlich das Potenzial hat, sich zwischen den großen Namen des Genres zu behaupten oder ob es sich dabei eher um einen Fehltritt ins Fegefeuer handelt.
Hölle auf Erden – Willkommen in der Apokalypse
Sancticide schickt uns mitten in eine Welt, in der es richtig übel zugeht. Keine klassische Fantasy-Spielwiese mit hübschen Dörfern und netten NPCs, die einem gemütlich Nebenquests aufs Auge drücken. Nein, hier brennt die Luft – buchstäblich. Städte liegen in Trümmern, himmlische und höllische Mächte prallen aufeinander, und mittendrin stapfen wir als Ezechiel durch das Chaos.
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Die Atmosphäre ist dabei durchgehend düster, aber nicht auf diese generische „Alles ist grau und kaputt“-Art, sondern mit viel Sinn fürs Detail. Zerfallene Kathedralen, blutgetränkte Ruinen und groteske Kreaturen sorgen für ein bedrückendes Setting, das tatsächlich mal etwas anders aussieht als die übliche Soulslike- oder Roguelite-Kost.
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Aber nicht alles glänzt in dieser Finsternis. Während das Artdesign wirklich stark ist, hat die Technik noch ihre Macken. Manche Texturen sind matschig, einige Gebiete wirken trotz guter Beleuchtung etwas zu dunkel, und es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob die Entwickler absichtlich so viele Schatten eingebaut haben oder ob einfach die Kontraste nicht optimal eingestellt sind. Trotzdem bleibt das Setting eines der großen Highlights des Spiels – eine richtig stimmige Apokalypse, in die man gerne eintaucht.
Klinge, Kugel, Chaos – Das Kampfsystem von Sancticide
Kämpfe in Sancticide fühlen sich an wie eine Mischung aus taktischer Präzision und wilder Prügelei. Einerseits gibt es klare Regeln: Angriffsmuster müssen gelernt, Ausweichfenster genau getimt und die richtigen Waffen für die richtigen Gegner gewählt werden. Andererseits geht es manchmal einfach nur darum, möglichst chaotisch zu überleben, während dämonische Bestien und gefallene Engel aus allen Richtungen angestürmt kommen.
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Das Kampfsystem setzt auf eine Mischung aus Nah- und Fernkampf. Schwerter, Äxte und andere scharfkantige Argumente stehen genauso zur Verfügung wie Schusswaffen oder übernatürliche Fähigkeiten, die ordentlich Wumms haben. Besonders spannend sind die sogenannten Purpurnen Kräfte, mit denen sich nicht nur Gegner beeinflussen lassen, sondern auch Zeitmanipulationen oder mächtige Flächenangriffe möglich sind. Klingt gut, oder? Ist es meistens auch.
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Aber, und das ist ein großes Aber: Die Steuerung fühlt sich manchmal nicht ganz so präzise an, wie sie es sollte. Manchmal landet ein Treffer ins Nichts, manchmal scheint die Hitbox des Gegners aus einer anderen Dimension zu stammen. Die Ausweichrolle funktioniert zwar solide, könnte aber noch etwas geschmeidiger sein. Trotzdem machen die Kämpfe Spaß – wenn sie gut laufen, fühlt man sich wie der ultimative Dämonenschlächter, wenn nicht, wie ein Typ, der mit verbundenen Augen eine Axt schwingt.
Himmlische Gerechtigkeit oder höllischer Wahnsinn – Das Koscherheits-System
Jetzt wird’s wild. Sancticide hat ein Feature, das es so in kaum einem anderen Spiel gibt: das Koscherheits-System. Nein, das bedeutet nicht, dass man auf einmal kein Schweinefleisch mehr essen darf, sondern dass das Spiel ständig bewertet, wie sehr man sich an bestimmte Regeln hält. Bestimmte Waffen, Fähigkeiten und sogar Items stehen nur zur Verfügung, wenn der eigene Koscherheitsgrad mit ihnen übereinstimmt. Wer zu viele unheilige Kräfte nutzt, verliert den Zugang zu bestimmten Segen, wer sich zu brav verhält, kommt nicht an mächtige dunkle Fähigkeiten.
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Das Konzept ist spannend, weil es echte spielerische Konsequenzen hat. Man kann nicht einfach nur die beste Waffe mit den besten Stats nehmen, sondern muss sich überlegen, welchen Weg man einschlagen will. Will man als reiner Diener des Lichts kämpfen, mit göttlichen Buffs und strahlender Rüstung, oder sich dem Chaos hingeben und übermächtige, aber brandgefährliche Fähigkeiten freischalten?
Die Idee ist großartig, die Umsetzung hat aber noch ihre Macken. Manchmal fühlt sich das System eher wie eine Einschränkung als eine Entscheidung an, und es gibt Momente, in denen man sich wünscht, einfach mal eine Waffe aufheben zu können, ohne sich Gedanken über seinen moralischen Status machen zu müssen. Wenn die Entwickler hier noch etwas Feinjustierung betreiben, könnte das System aber ein echtes Alleinstellungsmerkmal werden.
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Ein höllischer Soundtrack und göttliche Effekte – Präsentation und Audio
Wenn die Welt schon untergeht, dann wenigstens mit Stil – und in Sachen Sound macht Sancticide einiges richtig. Die Musik ist ein düsterer Mix aus orchestralen Stücken und metallischen Gitarrenriffs, die das apokalyptische Setting perfekt untermalen. Während ruhige Momente mit sakralen Chören eine fast gespenstische Stimmung erzeugen, geht es in Kämpfen richtig zur Sache. Hier feuert der Soundtrack mit schweren Drums und treibenden Riffs aus allen Rohren, sodass jeder Schlag noch mehr Wucht bekommt.
Auch die Soundeffekte haben es in sich. Klingen krachen aufeinander, Schusswaffen donnern mit sattem Nachhall, und die dämonischen Kreaturen röcheln und kreischen, als wären sie direkt aus der Hölle entkommen. Besonders gut gelungen sind die Purpurnen Kräfte – jedes Mal, wenn man eine dieser übernatürlichen Fähigkeiten einsetzt, gibt es eine druckvolle akustische Rückmeldung, die das Ganze noch befriedigender macht.
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Bei der Sprachausgabe gibt es allerdings Licht und Schatten. Während einige Dialoge schön vertont sind, klingen andere ein bisschen generisch, als hätte man sie im ersten Take aufgenommen und direkt ins Spiel geworfen. Es ist kein Dealbreaker, aber es fällt auf. Trotzdem bleibt unterm Strich ein starkes akustisches Gesamtpaket, das den apokalyptischen Wahnsinn von Sancticide hervorragend unterstützt.
Ruckeln im Reich der Verdammten – Technischer Zustand und Bugs
Sancticide ist im Early Access und das merkt man leider an ein paar Ecken und Enden. Während die Grundmechanik schon ordentlich sitzt, gibt es noch einige Macken, die das Spielerlebnis manchmal holprig machen. Performance? Joa, die schwankt ein bisschen. In kleineren Gebieten läuft alles butterweich, aber sobald größere Gegnergruppen auftauchen oder Effekte eskalieren, kann es schon mal ruckeln. Besonders ärgerlich, wenn man gerade mitten in einem knallharten Kampf steckt und dann plötzlich der Bildschirm leicht ins Stottern gerät.
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Auch Bugs gehören noch zum Tagesgeschäft. Nichts Gamebreaking, aber hier und da bleibt mal ein Gegner unsichtbar hängen oder eine Animation wirkt so, als hätte der Charakter spontan Muskelkrämpfe bekommen. Gerade die Treffererkennung könnte noch Feinschliff vertragen, denn es passiert schon mal, dass ein klar platzierter Schlag ins Leere geht oder eine Rolle plötzlich nicht ausreicht, um einem Angriff auszuweichen.
Aber, und das ist wichtig: Die Entwickler sind aktiv dran. Patches trudeln regelmäßig ein, und viele Kinderkrankheiten dürften mit der Zeit ausgebügelt werden. Wer also Geduld mitbringt und Lust auf ein Spiel mit viel Potenzial hat, kann sich trotzdem drauf einlassen – man sollte nur nicht erwarten, dass hier alles schon perfekt läuft.
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Himmel oder Hölle – Mein Fazit zu Sancticide
Sancticide ist ein Spiel, das sich was traut. Es schmeißt mich in eine verdammte Welt, wo Engel und Dämonen sich gegenseitig zerfetzen, und gibt mir ein Kampfsystem an die Hand, das richtig Laune macht. Nahkampf, Fernkampf, übernatürliche Kräfte – wenn alles zusammenkommt, fühlt es sich einfach richtig gut an. Dazu kommt das Koscherheits-System, das tatsächlich mal neue Entscheidungen ins Genre bringt.
Aber ja, es gibt Probleme. Bugs, schwankende Performance und eine Steuerung, die manchmal nicht so präzise ist, wie ich es mir wünschen würde. Es ist ein Early-Access-Spiel, und das merkt man. Doch was da ist, macht schon jetzt Spaß. Wenn die Entwickler dranbleiben, könnte hier was richtig Großes draus werden.
Ob ich es empfehlen kann? Kommt drauf an. Wer mit ein paar technischen Macken leben kann und Bock auf ein düsteres, actiongeladenes Roguelite hat, sollte es sich anschauen. Wer ein perfekt poliertes Spiel will, wartet lieber noch. Aber ich sag’s mal so: Ich werde definitiv weiter durch die Apokalypse ziehen.