Es dürfte niemanden überraschen, dass der Chef von Warner Bros. Gaming-Sparte im Januar seinen Hut nehmen musste. Trotz riesiger Marken wie Der Herr der Ringe, Batman und Game of Thrones gelingt es WB nicht, konstant erfolgreiche Spiele zu veröffentlichen. Während talentierte Studios jahrelang ohne Releases dastehen, reihen sich die letzten Titel eher in die Liste der Flops ein – zuletzt Suicide Squad: Kill the Justice League und MultiVersus. Höchste Zeit für einen Wechsel im Management.
Dank ausführlicher Berichte von Jason Schreier (Bloomberg) wissen wir inzwischen, wie es hinter den Kulissen bei WB Games aussieht. Und Spoiler: Es sieht nicht gut aus.
Rocksteady: Vom Arkham-Triumph zum Suicide Squad-Fiasko
Rocksteady, einst das Vorzeigestudio von WB, brachte mit der Arkham-Serie einen Hit nach dem anderen. Doch dann kam Suicide Squad: Kill the Justice League – ein totgeborener Live-Service-Titel. Ein Projekt, das nicht zur DNA des Studios passte, führte zu einer massiven Talentabwanderung und einem Endprodukt, das niemand wollte. Das Spiel verkaufte sich schlecht, das Studio hat die Pläne für Season-Inhalte aufgegeben und konzentriert sich jetzt offenbar wieder auf Batman. Aber ein neues Arkham-Game? Das liegt noch Jahre in der Zukunft.
WB Montreal: Ein Bat-Salat ohne Plan
Auch WB Montreal ist tief im Batman-Universum verwurzelt. Nach Arkham Origins (2013) und Gotham Knights (2022) steht das Studio etwas orientierungslos da. Gotham Knights begann als Live-Service-Game, musste dann während der Entwicklung umgebaut werden – und das merkte man. Mittelmäßige Wertungen, ein halbgares Crafting-System und fehlender Feinschliff machten es zu einem vergessenswerten Titel. Ihr nächstes Projekt, ein Spiel mit John Constantine, wurde gecancelt, weil er „zu unbekannt“ sei. Auch eine Flash-Adaption fiel nach dem Kino-Debakel von 2023 durch. Seitdem hilft WB Montreal nur noch anderen Studios aus und versucht sich jetzt an einer Game of Thrones-Pitch.
Monolith: Hoffnungsträger oder nächste Bruchlandung?
Monolith, das Team hinter Mittelerde: Mordors Schatten und dem gefeierten Nemesis-System, kämpft mit eigenen Problemen. 2021 wurde ein neues IP-Projekt gestrichen, Führungskräfte verließen das Unternehmen, und das Studio wurde auf ein Wonder Woman-Spiel angesetzt. Doch nach einem Führungswechsel 2023 steckt das Projekt offenbar in der Krise. Angeblich hat WB bereits über 100 Millionen Dollar in die Entwicklung gesteckt – und trotzdem steht nicht mal fest, ob das Spiel jemals erscheint.
Das große Muster: Falsche Prioritäten, falsche Führung
Ein klarer Trend zeichnet sich ab: WB setzt auf große Marken, um Verkäufe zu pushen, statt auf gute Spiele. Außerdem scheint das Studio – trotz zahlreicher gescheiterter Versuche – besessen davon zu sein, eine eigene „Live-Service-Geldmaschine“ wie Fortnite aufzubauen. David Haddad, der scheidende Chef von WB Games, war überzeugt davon, dass Live-Service-Spiele die Zukunft sind – und ließ die Studios blind diesem Konzept folgen. Das Ergebnis? Teure Entwicklungen, enttäuschende Verkaufszahlen und eine wachsende Frustration unter den Entwicklerteams.
Ironie des Schicksals: Hogwarts Legacy beweist das Gegenteil
Während all die Live-Service-Experimente scheiterten, war es ausgerechnet ein klassisches Singleplayer-RPG, das WB Games einen Hit bescherte: Hogwarts Legacy. Trotz Kontroversen um J.K. Rowling wurde das Spiel ein gigantischer Erfolg – was umso ironischer ist, wenn man bedenkt, dass WB jahrelang auf das falsche Pferd gesetzt hat. Selbst nach diesem Erfolg hielt Haddad noch an der Live-Service-Vision fest. Ob sich das nach seinem Abgang ändert, bleibt abzuwarten.
Was kommt als Nächstes?
Die Warner Bros. Games-Sparte hat unter Haddads Führung massiv gelitten. Lange Entwicklungszeiten, uninspirierte Projekte und der Abgang wichtiger Talente haben Spuren hinterlassen. David Zaslav, der aktuelle CEO von Warner Bros. Discovery, ist bekannt für knallhartes Kostensparen. Bedeutet: Große Umstrukturierungen und mögliche Studioschließungen könnten bald anstehen. Rocksteady hat bereits mit Entlassungen begonnen, und es würde nicht überraschen, wenn weitere folgen.
Selten hat es sich so gut angefühlt, einen Gaming-Manager gehen zu sehen. Unter Haddads Führung war WB Games ein Chaosladen, der mehr mit Fehlentscheidungen als mit großartigen Spielen auffiel. Vielleicht bedeutet sein Abgang endlich einen Kurswechsel. Vielleicht aber auch einfach noch mehr Einsparungen. Die nächste Zeit wird zeigen, ob WB endlich wieder auf Kurs kommt – oder ob das nächste große Franchise an die Wand gefahren wird.