Wir haben das Jahr ist 1944. Du schlüpfst in die Rolle von Harry Hawker, einem neuen Protagonisten, dessen Geschichte parallel zu den Ereignissen von Sniper Elite 5 spielt. Als Agent der „Special Operations Executor“ entdeckt er eine Wunderwaffe – eine Superwaffe, die den Verlauf des Krieges zugunsten der Nazis ändern könnte. Deine Mission: die Pläne durchkreuzen und dabei Frankreich befreien.
Über sieben Missionen hinweg arbeitest du dich durch Fabriken, Produktionsanlagen und andere Standorte, die mit der Wunderwaffe in Verbindung stehen. Tausende Nazis stehen zwischen dir und deinem Ziel. Die Story selbst? Eher nebensächlich. Zu Beginn jeder Mission gibt es ein kurzes Briefing, aber wirklich hängen bleibt wenig. Harry selbst ist ein farbloser Protagonist. Tatsächlich musste ich recherchieren, um mich daran zu erinnern, dass er schon in Sniper Elite 3 vorkam – so unauffällig ist er. Es fehlt an Tiefe, wie man sie etwa in den neueren Wolfenstein-Spielen findet, die komplexe Charaktere und eine mitreißende Handlung bieten. Hier bleibt alles eher flach: eine blasse Story mit einem blassen Helden.
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Das Gameplay – Blut, Kugeln und Chaos
Was Sniper Elite jedoch immer ausgezeichnet hat, ist das Gameplay. Es geht darum, in offenen Sandkasten-Levels Nazis auf möglichst kreative und brutale Weise zu eliminieren. Die Serie erinnert stark an Hitman: Du infiltrierst verschiedene Schauplätze, zerstörst Schlüsselziele und ziehst dich zurück – oft begleitet von optionalen Nebenmissionen. Hier hast du freie Hand: Willst du dein Ziel mit einem gezielten Kopfschuss erledigen oder ihm mit einer Rattenbombe eine explosive Überraschung bereiten? Solche Entscheidungen machen den Reiz aus, auch wenn diese Möglichkeiten etwas häufiger hätten vorkommen dürfen.
Das Spiel belohnt außerdem Stealth- und nicht-tödliche Aktionen – zumindest theoretisch. In der Praxis ist das eher umständlich, da die Steuerung, insbesondere das automatische Anlehnen an Wände, oft fehlerhaft ist. Doch genau dieses Chaos macht die Sniper Elite-Erfahrung aus: Inmitten von Explosionen und Kugelhagel improvisierst du deinen Weg durch die feindlichen Linien. Und wenn es so viel Spaß macht, Nazis niederzustrecken, warum sollte man sich mit nicht-tödlicher Munition herumschlagen?
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Leveldesign – Vielfältig und spannend
Das Leveldesign überzeugt mit Abwechslung. In der ersten Mission zerstörst du einen von Nazis kontrollierten Damm – von den niedrigen Tälern bis hinauf auf den Damm selbst kämpfst du dich durch verschiedene Höhenebenen und Positionen. Andere Missionen führen dich durch blutgetränkte Kopfsteinpflasterstraßen, enge Wohnungen oder unterirdische Bunkeranlagen. Mein persönliches Highlight ist ein riesiges Herrenhaus auf einem Hügel, umgeben von unübersichtlichen Weinbergen, die den Spieler zwingen, Deckung und Position strategisch zu nutzen. Solche Momente, in denen die Umgebung zur Herausforderung wird, glänzen besonders.
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Technik und kleine Stolpersteine
Die Technik ist solide, aber nicht perfekt: Gegner bleiben manchmal an Wänden hängen, und gelegentlich versinkt der eigene Charakter in der Topografie. Rebellion hat versprochen, solche Fehler bis zum Release zu beheben. Trotzdem – solche Pannen können den Spielfluss stören.
Die berühmten Röntgenkamera-Kills, bei denen Kugeln in Zeitlupe durch Organe und Knochen dringen, sind wieder mit dabei und so befriedigend wie eh und je. Diese Mechanik sorgt nicht nur für brutale Action, sondern vermittelt auch ein Gefühl von Präzision und Cleverness, das den Scharfschützenalltag authentisch einfängt.
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Langzeitmotivation – Für Fans der Serie gemacht
Sniper Elite: Resistance bietet zahlreiche Herausforderungen und Checklisten, die Spieler lange bei Laune halten sollen. Von Stealth-Missionen über Sniper-Nester bis hin zu Überlebensmodi ist für Abwechslung gesorgt. Ob Koop- oder Multiplayer-Modus – die Optionen dürften Fans der Serie genug bieten, auch wenn sie nicht für jeden etwas sind. Schade, hier wäre mehr drin gewesen.
Sniper Elite: Resistance mag in Sachen Story und Charaktertiefe schwächeln, aber das Gameplay bleibt ein blutiges Vergnügen. Die Vielfalt der Missionen und das kreative Eliminieren von Gegnern sorgen für genügend Highlights. Es ist kein Meisterwerk, aber wenn es darum geht, Nazis stilvoll und brutal zu erledigen, liefert das Spiel genau das, was es verspricht. Manchmal reicht das völlig aus.